Freitag, 3. September 2010

Just Arrived!

Seit vergangenem Mittwoch bin ich also in China. Der Direktflug von München nach Beijing verlief ohne aufregende Vorkommnisse, jedoch mit kleinen Besonderheiten. Das bayerische Wetter am 31.August wurde bestimmt von einem Mix aus Sonne, bedrohlichen Gewitterwolken, vereinzelten Sturmböen und sintflutartigen Regengüssen. Natürlich litt auch der Flugverkehr unter dieser steten Unentschlossenheit der Witterungsverhältnisse und so verzögerte sich der Start unseres A340 um eine gute halbe Stunde. Ich nutzte die Zeit, um meinen Blick in aller Ruhe über den riesigen Gebäudekomplex des Terminal 2 und das herrliche Abendrot, welches sich am Horizont mit den Lichtern der Großstadt München vereinte, wandern zu lassen. Das sich in einem düsteren Wolkenteppich ankündigende Gewitter machte den satten Rottönen der untergehenden Sonne in ihrer Schönheit ordentlich Konkurrenz und so hätte ich mir als Theaterwissenschaftlerin keinen dramatischeren Abschied wünschen können. Mein Sitznachbar war ein kleiner Chinese namens Qin Zhonghua. Er dürfte etwa Mitte 20 gewesen sein und gab an, mehrere Jahre in Hamburg studiert und anschließend für längere Zeit in München gelebt zu haben. Nachdem das Flugzeug gestartet war stellte Qin Zhonghua nicht ohne Wehmut fest, dass es doch eigentlich schade sei, das er in all den Jahren kein Wort Deutsch gelernt hatte, auch wenn er die Sprache im hamburgisch-bayerischen Alltag nie gebraucht habe. Der kleine Chinese war sichtlich stolz auf seine vermeintlich vorbildlichen Englischkenntnisse und schien zeitweise aufgeregter als ich, da er nun nach Jahren im Ausland dauerhaft in seine Heimat zurückkehren würde. Der knapp neun Stunden dauernde Flug setzte Qin Zhonghua offenbar wesentlich mehr zu, als dem Großteil seiner mitreisenden Landsleute, die gegen 24 Uhr bereits alle friedlich - in ihre Lufthansa-Decken gehüllt - schlummerten. Sein Schlaf hingegen wurde in regelmäßigen Abständen durch die beengten Platzverhältnisse eines Airbus 340 gestört und er trat und boxte um sich, als müsse er seinen Sitz auf Leben und Tod verteidigen. Da es sich mit fremdem Ellenbogen im Rücken nicht besonders gut schläft, war auch meine Nacht mehr vom Nachgrübeln über die Ungewissheit der nahen Zukunft bestimmt, als von verheißungsvollen Träumen eines geruhsamen Schlafes. Qin Zhonghua sprach im Grunde nicht viel. Lediglich vor Start und Landung brachte er einige Worte über die Lippen. So ermutigte er mich, mir keine Sorgen hinsichtlich meines bevorstehenden China-Jahres zu machen. Für Notfälle kritzelte er sogar seine Emailadresse auf ein Stück Papier und schob sie mir freundlich zu. Am Flughafen in Beijing ging alles sehr schnell und reibungslos. Nachdem ich sämtliche Kontrollen hinter mir hatte, wurde ich mit einem rasant kurvenden Taxi direkt vor die Haustür meines Hostels gefahren, wo mich ein groß gewachsener, kahlköpfiger Chinese bereits zu erwarten schien. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht befreite er mich wortlos von der Last meines Gepäcks und wenig später saß ich auf meinem Zimmer mit eigenem Bad, eigener Toilette und zwei Betten für mich ganz allein. Die erste Hürde war genommen…

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Zuletzt aktualisiert: 11. Aug, 17:20

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